Bereits im September hat es Google im offiziellen Google Webmaster Central Blog angekündigt: Ab November 2020 startet Google damit, Webseiten über HTTP/2 zu crawlen. Was bedeutet das jetzt?
Auf die Schnelle:
- Was ist HTTP/2?
- Was sind die Vorteile von HTTP/2 für SEO?
- Was muss ich tun, damit Google meine Website über HTTP/2 crawlt?
- Was mache ich, wenn mein Server kein HTTP/2 unterstützt?
- Warum macht Google diesen Schritt?
- Wie sieht die Umstellung in der Praxis aus?
Was ist HTTP/2?
HTTP bedeutet Hypertext Transfer Protocoll und bezeichnet ein Protokoll, um Webseiten aus dem World Wide Web zu übertragen, z. B. vom Server zum Browser (Client). Sehr stark vereinfacht gesagt: Der Browser schickt eine Anfrage an den Server, der Server antwortet. HTTP wurde 1991 von Tim Berners-Lee, dem Begründer des WWW, entwickelt und später vom W3C (World Wide Web Consortium) und der IETF (Internet Engineering Task Force) standardisiert.
Das Protokoll wurde unter verschiedenen Versionsnummer weiterentwickelt und verbessert:
HTTP/1.0 – 1996
Zur damaligen Zeit war die Kommunkation zwischen Server und Client recht einfach und es gab wenige Optionen: Vor jeder Anfrage des Clients wird eine neue TCP-Verbindung aufgebaut. Der Server schließt nach seiner Antwort diese Verbindung.
HTTP/1.1. – 1999
Der Client kann eine Info an den Server mitgeben, dass die Verbindung nicht geschlossen werden, sondern erhalten bleiben soll (Keepalive). Außerdem können mehrere Anfragen und Antworten während einer Verbindung gesendet und abgebrochene Übertragungen fortgesetzt werden und es können Daten zum Server geschickt werden.
HTTP/2 – 2015
Google und Microsoft haben HTTP/2 maßgeblich durch eigene Entwicklungen vorangetrieben. Google mit dem Protokoll SPDY (ausgesprochen: Speedy) und Microsoft mit http Speed+Mobility.
- Zusammenfassung mehrerer Anfragen (Multiplex)
- Mehr Möglichkeiten, um Daten zu komprimieren (HPACK-Algorithmus)
- Vom Server ausgehende Datenübertragungen (Push-Verfahren)
- Priorisierung von einzelnen Streams
Was sind die Vorteile von HTTP/2 für SEO?
Wie profitiert eine Website jetzt von der Tatsache, dass Google über HTTP/2 crawlt? Gibt es überhaupt Vorteile? Eines vorweg: Im offiziellen Statement sagt Google, dass es keine Rankingvorteile für Webseiten gibt, die über HTTP/2 gecrawlt werden:
What? Damit ist vermutlich gemeint, dass Webseiten nicht einfach deshalb bevorzugt werden, nur weil sie über HTTP/2 abrufbar sind. Fakt ist aber, dass Webseiten über HTTP/2 schneller geladen werden. Zum einen, weil über eine Verbindung parallel mehrere Datensätze übermittelt werden können. Zum anderen, da die Daten noch stärker komprimiert werden können, bevor sie verschickt werden. Seit der Einführung von Mobile First wissen wir: Ladezeit ist Gold! Je schneller Webseiten laden, desto kürzer warten die User, umso besser ist es für die Bewertung und somit das Ranking der Webseite. Ladezeit ist durch Google offiziell bestätigter Rankingfaktor.
Außerdem verlieren einige Onpage-Maßnahmen, die zur Optimierung der Ladezeit nötig waren, an Relevanz. So z. B. die Zusammenfassung mehrerer Bilder zu Sprites oder die Reduzierung von JavaScript- und CSS-Dateien. Was aber nicht bedeutet, dass diese Maßnahmen völlig außer acht gelassen werden sollten.
Was muss ich tun, damit Google meine Website über HTTP/2 crawlt?
Damit Google Webseiten über HTTP/2 crawlen kann, muss das Protokoll auf dem Server, der die Seiten hostet, aktiviert sein. Es lohnt sich daher als erstes ein Check, ob das bereits der Fall ist. Schnell und unkompliziert geht das über Online-Tools, wie z. B. HTTP/2.pro.
Wenn der Server Webseiten bereits über HTTP/2 ausliefert, gibt es nichts weiter zu tun. Die eigene Website ist dann bestens für den Google-Crawler vorbereitet und profitiert von den Vorteilen, welche die aktuelle Protokollversion mit sich bringt.
Wird HTTP/2 noch nicht vom Server unterstützt, muss es aktiviert werden.
Wer keinen direkten Zugriff auf den Webserver hat, fragt am besten beim Service-Provider nach, ob eine Umstellung möglich ist. Wer Zugriff hat, kann die Umstellung auch selbst machen. Je nachdem, welcher Server genutzt wird, sieht die Vorgehensweise etwas anders aus. Laut einer aktuellen Studie sind der Apache, ISS und Nginx die meist genutzten Webserver. Wer die Umstellung selbst machen möchte, findet hier eine gute Anleitung: HTTP/2 auf dem Webserver aktivieren.
Wichtig hier: Generell kann HTTP/2 nur über verschlüsselte HTTPS-Verbindungen genutzt werden. HTTPS ist also Voraussetzung dafür, dass HTTP/2 überhaupt funktioniert.
Was mache ich, wenn mein Server kein HTTP/2 unterstützt?
Sollte die Aktivierung von h2 auf dem Webserver nicht möglich sein, crawlt Google die Seiten weiterhin über HTTP/1.1. Es gibt keinen expliziten Nachteil beim Crawlen über dieses Protokoll. Das Crawlen bleibt qualitativ und quantitativ gleich.
Warum macht Google diesen Schritt?
Bisher crawlt Google Webseiten über HTTP/1.1, obwohl bereits viele Browser dieses Protokoll unterstützen. Warum also jetzt der Switch zu HTTP/2?
Frei übersetzt sagt Google dazu folgendes: „Im Allgemeinen erwarten wir, dass diese Änderung das Crawlen im Hinblick auf die Nutzung der Serverressourcen effizienter macht. Mit h2 kann Googlebot eine einzelne TCP-Verbindung zum Server öffnen und mehrere Dateien gleichzeitig effizient übertragen, anstatt mehrere Verbindungen zu benötigen. Je weniger Verbindungen geöffnet sind, desto weniger Ressourcen müssen der Server und Googlebot für das Crawlen aufwenden.“ Der Hauptzweck liegt also darin, Ressourcen während des Crawlens zu sparen.
Wie sieht die Umstellung in der Praxis aus?
Google beginnt jetzt (Mitte Oktober 2020) damit, die ersten Webseiten mit h2 zu crawlen. Wir befinden uns also noch in einer Testphase. Google prüft zunächst, ob eine Website das Protokoll unterstützt. Falls ja, kann es sein, dass Google einige Seiten über HTTP/2 crawlt. Ist das der Fall, wird der Website-Inhaber bzw. die -Inhaberin darüber in der Search Console informiert. Wenn die Testphase nach Plan verläuft, wird Google vermutlich dazu übergehen, alle Seiten dauerhaft mit h2 zu crawlen.